Partizip (lat. participium, von particeps „teilhabend“; Plural: Partizipien) ist eine infinite Verbform. Die Bezeichnung deutet auf die Teilhabe (Partizipation) an den Eigenschaften sowohl von Adjektiven als auch von Verben hin. Ähnliches bringt die deutsche Bezeichnung Mittelwort zum Ausdruck, weil das Partizip gleichsam in der Mitte zwischen Verb und Adjektiv steht.
Als infinite Verbform ist seine Form unabhängig von grammatikalischen Verbkategorien (Zahl, Person und Modus).
Die Partizipien werden nachfolgend nach der grammatischen (syntaktischen) Zeitform gegliedert, durch die sie gebildet werden (Präsens, Perfekt, Futur). Ob diese Zeitform auch in der Funktion innerhalb des Satzes eine Aussage hat, ist sprachabhängig. Im Deutschen dienen diese Zeitformen nur zur Unterscheidung der beiden Arten von Partizipien, die verschiedene Funktionen ausüben. Weitere Abschnitte behandeln Partizipien in Sprachen, die nicht in dieses Schema passen.
Einfache Erklärung
Das Partizip (Präsens) wird durch das Anhängen eines „-d“ an die Grundform des Verbs gebildet. Durch das „-d“ bekommt die Verbform (Tätigkeitswort) die Bedeutung eines Adjektivs (Eigenschaftswort). Das Partizip ist ein Mittelding zwischen Adjektiv und Verb.
Beispiel: Grundform (Infinitiv): springen; Partizip: springend. Im Satz „Das springende Kind lacht.“ ist „springend“ das Partizip. Aus dem Verb wird ein Mittelwort (Partizip), das fast schon ein Adjektiv ist. Beispiel für ein Adjektiv: „Das kleine Kind lacht.“ Hier ist „klein“ ein Adjektiv.
Ein Wort im Partizip kann auch als Adverb benutzt werden. Beispiel: „Das Kind springt lachend von der Schaukel.“ Hier ist „lachend“ ein Partizip, das als Adverb (Umstandswort) das Verb „springt“ näher erklärt. Die Beispiele bezogen sich bis hier auf die Gegenwart (Partizip I, auch bezeichnet als Partizip Präsens oder Mittelwort der Gegenwart).
Das Partizip Perfekt wird dagegen mit der Vorsilbe „ge-“ (wird bei Verben mit anderen Vorsilben und solchen auf -ieren weggelassen) und durch Anhängen von „-t“ oder „-et“ (bei regelmäßigen Verben) bzw. „-en“ und weiteren Veränderungen (bei unregelmäßigen Verben) gebildet.
Beispiele für das Partizip in der Vergangenheitsform:
• Gestern hat er Eis gegessen. („gegessen“ - Partizip Perfekt oder Partizip II, auch Mittelwort der Vergangenheit)
• Jetzt wird das Eis gegessen. („wird gegessen“ - Passiv Präsens)
• Das Eis wurde gegessen. („wurde gegessen“ - Passiv Präteritum)
• Gestern ist das Eis gegessen worden. („gegessen worden“ - Passiv Perfekt)
Einleitung
Partizip I ist das Partizip der Gegenwart, Partizip II wird auch Partizip Perfekt genannt.
Wir verwenden die Partizipien anstelle von Teilsätzen oder als Adjektiv. Das Partizip II dient auch zur Bildung von zusammengesetzten Zeitformen und beim Passiv.
Frau Kunze wurde von einer Freundin in ein Café eingeladen. Die beiden haben sich lange nicht mehr gesehen. Nach ihrer Tasche greifend läuft Frau Kunze zur Tür.
In einem neben der Kommode stehenden Schirmständer steht ein Schirm. Den Wetterbericht gehört, weiß Frau Kunze, dass es heute nicht regnen wird. Deshalb lässt sie den zusammengeklappten Schirm dort stehen.
Partizip I
Verwendung
- anstelle eines Teilsatzes für eine von zwei gleichzeitig stattfindenden Handlungen
Beispiel: Nach ihrer Tasche greifend läuft Frau Kunze zur Tür.
- als attributives Adjektiv (mit Adjektivendung)
Beispiel: In einem neben der Kommode stehenden Schirmständer steht ein Schirm.
Partizip II
- anstelle eines Teilsatzes, bei dem die als Partizip verwendete Handlung vor einer anderen Handlung stattfand
Beispiel: Den Wetterbericht gehört, weiß Frau Kunze, dass es heute nicht regnen wird.
- als attributives Adjektiv (mit Adjektivendung)
Beispiel: Deshalb lässt sie den zusammengeklappten Schirm dort stehen.
- bei den zusammengesetzten Zeitformen (Perfekt, Plusquamperfekt, Futur II)
Beispiel: Die beiden haben sich lange nicht mehr gesehen.
- beim Passiv
Beispiel: Frau Kunze wurde von einer Freundin in ein Café eingeladen.
Bildung
- Infinitiv + d (gilt für alle Verben)
Beispiel: winken – winkend
lachen – lachend
- schwache und gemischte Verben: ge…t
Beispiel: lernen – gelernt
nennen – genannt
- starke Verben: ge…en
Beispiel: sehen – gesehen
Besonderheiten bei der Bildung
- Beim Verb sein setzen wir zusätzlich ein e vor dem n ein.
Beispiel: sein – seiend
- Viele starke und gemischte Verben ändern im Partizip II den Stamm. (siehe Liste)
Beispiel: gehen – gegangen
bringen – gebracht
- Endet der Wortstamm auf d/t, hängen wir bei schwachen/gemischten Verben et an.
Beispiel: warten – gewartet
- Verben mit der Endung ieren bilden das Partizip II ohne ge.
Beispiel: studieren – studiert
- Nicht trennbare Verben bilden das Partizip II ohne ge. (siehe trennbare/nicht trennbare Verben)
Beispiel: verstehen – verstanden
- Bei trennbaren Verben steht ge hinter dem Präfix. (siehe trennbare/nicht trennbare Verben)
Beispiel: ankommen – angekommen
Freie Übung
Bilde die Partizipien der folgenden Verben.
Infinitiv Partizip I Partizip II
tanzen tanzend getanzt
arbeiten arbeitend gearbeitet
denken denkend gedacht
schlafen schlafend geschlafen
fliegen fliegend geflogen
Müssen wir Partizip I oder Partizip II verwenden? Wähle die richtige Form aus.
1.Den Briefträger böse anknurrend, rannte der Hund am Zaun hin und her. (Wenn die Handlungen gleichzeitig stattfinden, verwenden wir Partizip I.)
2.Einmal die Treppe hinuntergefallen, hielt sich das Kind fortan immer am Geländer fest. (Wenn die Handlung mit dem Partizip vor der anderen Handlung stattfand, verwenden wir Partizip II.)
3.Die Führerscheinprüfung bestanden, konnte er nun mit dem Auto zur Arbeit fahren. (Wenn die Handlung mit dem Partizip vor der anderen Handlung stattfand, verwenden wir Partizip II.)
4.Mit ihrer Freundin telefonierend, lag sie auf dem Sofa. (Wenn die Handlungen gleichzeitig stattfinden, verwenden wir Partizip I.)
5.Die Hausaufgaben erledigt, schnappte er seinen Fußball und ging zum Spielen hinaus. (Wenn die Handlung mit dem Partizip vor der anderen Handlung stattfand, verwenden wir Partizip II.)
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