Quarzresonator - Schwingquarz
Sie werden als farbloser Bergkristall oder mit Fremdatomen verunreinigt als gelber Citrin und oft als violetter Amethyst gefunden.
Der α-Quarz oder Tiefquarz kristallisiert im trigonalen Kristallsystem. Das Gitter baut sich aus
SiO4-Tetraeder auf, in denen ein positiv vierwertiges Siliziumion von vier zweiwertig negativen Sauerstoffionen in kovalenter Bindung umgeben ist. Die
Tetraeder sind dreidimensional über ihre Ecken verknüpft.
Im Kristallgitter zeigen sich sechsringförmige Leerräume. Beim Tiefquarz liegen sie nicht in einer Ebene, sondern in einer energetisch günstigeren Sesselform. Das
verhindert eine für alle Kristallachsen vollkommene Symmetrie, wodurch polare Achsen entstehen. Sie sind eine Voraussetzung für die piezoelektrischen Eigenschaften.
Quarzsynthese
Als Schwingquarz kann nur die α-SiO2 Modifikation verwendet werden. Oberhalb von 573° bildet sich der β-Quarz als Hochquarz im hexagonalen Kristallsystem. Die Sechsring-Sesselform wechselt unter Beibehalten der Bindungsart in die ebene Sechsringform des Hochquarzes. Mit der Symmetrieänderung gehen die piezoelektrischen Eigenschaften verloren. Beim Abkühlen entsteht wieder die α-Modifikation des Tiefquarzes, wobei sich im Gitter vielfach Zwilligskristallstrukturen bilden, deren Piezoeigenschaften einander entgegengesetzt sind. Der Kristallquerschnitt ist sechseckig. Die Kristallsäulen können in symmetrisch mehrflächigen Spitzen enden. Werden die kristallografischen Achsen mit x, y und z bezeichnet, dann ist die z-Achse die Längenwachstumsachse. Sie geht durch die Spitzen und gilt als optische Achse. Senkrecht dazu verlaufen in der Ebene des hexagonalen Prismas die x- und y-Achsen.
Piezoeigenschaft
Schwingquarze arbeiten in Oszillatorschaltungen als Referenzfrequenzgeber und werden in speziellen Filterschaltungen mit sehr großer Flankensteilheit eingesetzt. Quarze übertreffen durch die Nutzung ihrer mechanisch kristallografischen Eigenschaften die elektrischen Eigenschaften der herkömmlichen RLC-Schaltungen. Die Kristalle sind sehr gute Isolatoren. Die elektrisch nutzbaren Eigenschaften sind wenig temperaturabhängig und über lange Zeit resistent gegen Umwelteinflüsse. Als Einkristalle übertreffen sie darin die ebenso nutzbaren polykristallinen Piezokeramiken. Die piezoelektrischen Eigenschaften der Quarze sind allerdings geringer als die der Piezokeramiken.
Aus dem Quarzeinkristall wird eine Scheibe, ein Band oder kleiner Balken geschnitten und anschließend per Feinschliff auf die gewünschte Frequenz hin bearbeitet. Mit den vielfältigen Kristallschnitten lassen sich die fertigen Schwingquarze zu Dehnungsschwingungen, Biegeschwingungen, Flächenscherungs- oder Dickenscherungsschwingungen anregen. Das erschließt ein weites Frequenzspektrum, wobei jeder Quarzoszillator nur auf seiner Eigenresonanz oder einer Oberwelle schwingen kann. Sie wird von der Kristallstruktur und dem Kristallschnitt bestimmt.
Die piezo- und mechanischen Parameter sind von der Richtung und den Achsen abhängig. Wirken keine weiteren Störungen auf den Kristall ein, dann ist der longitudinale direkte Piezoeffekt direkt proportional zur einwirkenden Kraft. Eine mechanische Kraft in x-Achsenrichtung erzeugt Ladungen auf den x-Flächen. Dort angebrachte Elektroden wirken als Kapazität und nehmen die Ladungsverschiebung auf. Sie kann unter Berücksichtigung der kapazitiven Belastung durch die Messanordnung als Spannung bestimmt werden.
Quarze als Oszillatorbauteil
Schwingquarze sind passive Bauteile, die sich erst bei geeigneter elektrischer Anregung wie ein Schwingkreis sehr hoher Güte verhalten. Die mechanische Schwingungsamplitude des Kristalls ist proportional zur Wechselstromamplitude. Im Resonanzfall kann dem Quarz ein niedriger ohmscher Resonanzwiderstand zugewiesen werden. Außerhalb der Resonanz ist der Quarz hochohmig. Ein zu großer Resonanzstrom kann den Resonator zerstören, da das Kristallgitter den zunehmenden mechanischen Belastungen nicht gewachsen ist.
Quarze sind einer Langzeitalterung unterworfen, wobei sich ihre Frequenz ändert. Im Kristallgitter können sich bei Überlastung Störstellen ausbilden. Im Gitter vorhandene Fremdatome oder aus den Metallelektroden beziehungsweise der Umwelt eindiffundierende Fremdatome verändern ihre Gitterposition und damit die Kristalleigenschaften. Im evakuierten Gehäuse sind hochwertige Quarze gegenüber Umwelteinflüssen geschützt. Die Frequenzdrift eines Quarzoszillators ist wesentlich geringer als die herkömmlicher RLC-Oszillatoren. Sie liegt aufgrund der Langzeitstabilität bei Serienquarzen um Δf/f ≈ 10−6 und bei Präzisionsquarzen um Δf/f ≈ 10−9.
Quarze erreichen ihren stabilen Langzeitwert erst nach einer gewissen Einlaufzeit. Auch im temperaturstabilisierten Quarzofen wird die Frequenzstabilität erst nach einiger Zeit erreicht. Das Aufheizen sollte langsam erfolgen, um die damit verbundenen mechanischen Belastungen auf den Resonator gering zu halten.
Der Schwingquarz und sein Ersatzschaltbild
Die Elektrodenkapazität ist zusätzlich von der im Schwingkreis genutzten Oberwelle abhängig. Es besteht die Beziehung: CE ≈ 2·10−5·D2·f/n mit dem Elektrodendurchmesser D in mm, der Eigenresonanz f und der Oberwellenzahl n. Im Schaltungskonzept sollte anstelle der Parallelresonanz C0 besser von der Lastkapazität CLast gesprochen werden. Sie ist die Summe aller zum Quarz parallel und in Serie liegenden Schaltungskapazitäten. Parallel zum Quarz geschaltete Kapazitäten können den Lastresonanzwiderstand so weit vergrößern, dass die Schwingung abbricht. Ziehkondensatoren zur Feineinstellung der Frequenz sollten daher in Reihe geschaltet werden.
Resonanzverhalten des Quarzresonators
Aus der idealisierten Gleichung Gl.(1) lassen sich zwei Frequenzen ermitteln. Im Fall der Serienresonanz hat die imaginäre Komponente den Wert Null. Bei einem idealen Parallelschwingkreis strebt die Impedanz gegen Unendlich. Das ist für die Gl.(1) dann der Fall, wenn der Nenner den Wert Null annimmt.
Für die Gleichung der Parallelresonanz kann man oft auch eine andere Schreibweise finden. Sie ist gleichwertig und ergibt sich durch die folgenden Formelumstellungen.
Mit r wird das Verhältnis der statischen Parallelkapazität zur dynamischen Kapazität bezeichnet. Der Abstand beider Frequenzen zueinander ist gering. Die Differenz der Quadrate beider Frequenzen zum Quadrat der Serienresonanzfrequenz ist gleich dem Faktor 1/r.
Resonatorgüte und Bandbreite
AC-Analyse im Bereich der Resonanzfrequenz
Im Bereich der Serienresonanzfrequenz ist der Quarz sehr niederohmig, der Phasenwinkel wird zu Null und nach außen wirkt der Resonator mit seinem Serienwiderstand. Die Kurve zeigt bei etwas höherer Frequenz erneut reelles Verhalten mit dem Phasenwinkel φ = 0°. Dazwischen weist der positive Phasenverlauf auf ein induktives Verhalten des Resonators hin. Die Serienresonanzstelle und ein Bereich in Richtung der höheren sogenannten Parallelresonanz werden in Oszillator- und Filterschaltungen verwendet.
Herleitung der Quarz-Ersatzschaltung
Die beiden Gleichungen eignen sich gut zur programmierten Darstellung der Ortskurve und des Verlaufs der Blindwiderstandskurve eines Quarzresonators. Die Kurven entstanden mit den angegebenen Quarzwerten aus einer SPICE-Datenliste. Für beide Kurven durchlief die Programmschleife den Frequenzbereich 4,92 ... 4,95 MHz in 10 Hz-Schritten und schloss damit die Resonanzfrequenzen der SPICE-Liste ein. Die Werte der gekennzeichneten Kurvenpunkte wurden aus den gespeicherten Rechenwerten des Programms ermittelt.
Serienresonanz
Antiresonanz
Die mathematischen Ergebnisse für diesen Resonator mit einer zur reellen Achse spiegelsymmetrischen Ortskurve ergeben keinen Unterschied zwischen der Antiresonanz und der Parallelresonanz. Bei den Punkten (3) und (4) auf der Ortskurve bilden die Impedanzzeiger mit der reellen Achse einen Winkel von ±45°. Auch hier kann ein Frequenzabstand von Δf = 100 Hz entsprechend der Bandbreite bei Serienresonanz ermittelt werden.
Das Blindwiderstandsdiagramm zeigt, dass der Quarzresonator in Oszillatorschaltungen bei seiner Antiresonanz praktisch nicht nutzbar ist. Das Verhalten bei f(a)p ist zu beiden Seiten extrem hochohmig und springt an der Asymptote von maximal induktiv zu maximal kapazitiv. An der Serienresonanzstelle ist ein schmalbandiger, kontinuierlich nutzbarer Übergang vorhanden.
Lastresonanz
Bei einer zum Quarz in Serie geschalteten Ziehkapazität erscheint die Lastresonanz von der Serienresonanz in Richtung der Parallelresonanzstelle verschoben. Mit parallel geschalteter Ziehkapazität bleibt die Serienresonanz des Quarzes unverändert. Die Parallelresonanzstelle wird zur Lastresonanzfrequenz in Richtung der Serienresonanzstelle verschoben.
Parallelresonanz
In der verschobenen Darstellung endet der Impedanzzeiger im Ortskurvendiagramm am rechten Ende des Kreisdurchmessers und bestimmt die Parallelresonanz fp. Der Zeiger weist einen kapazitiven Anteil aus. Der Quarz zeigt dort kapazitives Verhalten und diese Frequenz ist in keiner Quarzoszillatorschaltung nutzbar. Der Zeiger der Maximalimpedanz geht durch den Ortskreismittelpunkt und endet so bei einer noch höheren Frequenz.
Ortskurven in dieser Darstellung haben ebenfalls zwei Schnittpunkte mit der Re-Achse und φ=0°. Die niedrigere Frequenz wird Resonanzfrequenz fr genannt. Der dort reelle Impedanzwert ist der Resonanzwiderstand des Quarzes. Die höhere Frequenz mit reeller Impedanz ist die Antiresonanzfrequenz fa. Der Widerstandswert wird als Parallelwiderstand bezeichnet. Der Verlauf der Blindwiderstandskurve würde in diesem Fall einen ebenso fließenden Übergang zeigen wie an der Resonanzstelle.
Prinzipschaltungen mit Quarzresonatoren
Das folgende Bild zeigt den prinzipiellen Einsatz von Quarzresonatoren in Oszillatorschaltungen. Links ersetzt der Quarz in einem Colpitts-Oszillator die Spule. Die Kondensatoren C1 und C2 der Colpittsschaltung bilden mit der statischen Quarzkapazität C0 die Lastkapazität für den Quarz. Sie ist mitbestimmend für die Resonanzfrequenz. Der Quarz verhält sich induktiv und schwingt auf einer Antiresonanzfrequenz fa, die etwas oberhalb seiner Serienresonanz liegt. Die Drossel L im Kollektorkreis verhindert den Signalkurzschluss zur Betriebsspannung. Das Oszillatorsignal wird am Kollektor abgenommen.
In der rechten Schaltung wirkt der Quarz als Serienresonanzkreis und liegt in der Signalrückkopplung vom Ausgang auf den Eingang. Im zweistufigen Verstärker arbeiten beide Transistoren in Emitterschaltung. Die Stufen sind galvanisch durch CK1 entkoppelt. Die Gesamtphasendrehung beträgt 360°. Der Quarz ist bei seiner Resonanzfrequenz sehr niederohmig. Aufgrund der Phasenbedingungen besteht eine Signalmitkopplung, wodurch die Schaltung zum Oszillator wird. Mit dem Trimmkondensator kann die Frequenz geringfügig nachgestellt (gezogen) werden. Die Oszillatorfrequenz wird über CK2 frei von Gleichspannung ausgekoppelt.
Schwingquarz: Elektrisches Ersatzschaubild eines zu Schwingungen angeregten Schwingquarzes in der Nähe der Resonanzfrequenz.